LG Wien Athletin Anna ist den Polar Night Halfmarathon in Tromsø gelaufen und berichtet
darüber:
Als mir der Polarnight-Halfmarathon Tromsö auffiel, war mir klar, dass ich da mal dabei sein muss.
Weniger als „echten Wettkampf“ sondern wegen der Polarnacht-Atmosphäre. Die Reise samt Anmeldung habe ich früh fixiert, nachdem ich bemerkt habe, dass vor allem der Rückflugtermin 7.1.
sehr stark gefragt war. Der Hinflug war über Stockholm und der Rückflug via Oslo. Tromsö liegt so weit im Norden, dass es auf der Europa-Landkarte im Austrian-Bordmagazin gar nicht mehr
zu finden war (die Scandinavian Airlines hatten da besseres Kartenmaterial). Dank Golfstrom ist es auch im Winter nicht zu kalt, die Durchschnittstemperatur liegt bei -5°. Die Stadt hat
75.000 Einwohner und - jedenfalls im Winter – mindestens drei Mal so viele Touristen. Tolles Bild bei der Ankunft: Die Straßen schneebedeckt und der Autoverkehr läuft behutsam und den
Straßenverhältnissen angepasst ab – schon alleine dass trägt zum Abschalten und Entspannen bei. Die Polarnacht-bedingte Dunkelheit (bis ca 10:00 morgens und ab 14:00) hellen viele Lichter
inklusive Weihnachtsbeleuchtung auf. So war es am Freitag früh bei meinem Morgenlauf um vieles heller als derzeit in Schönbrunn.
Ich habe ja länger überlegt, welche Schuhe ich verwenden soll und habe mich für die Trailschuhe
entschieden; zusätzlich hatte ich noch normale Laufschuhe und Extra-Spikes (die ich aber noch nie probiert hatte). Die Trailschuhe waren mit dem Stollenprofil eine totale
Fehlentscheidung, der Boden war zwar schneebedeckt aber hart gefahren bzw. eisig gefroren. Die Spikes waren da viel besser, sie haben mir mehr Sicherheitsgefühl gegeben, daher habe ich
sie auch beim Halbmarathon verwendet. Auf den Streckenabschnitten, wo mehr Neuschnee lag, waren die Spikes aber nicht hilfreich (aber auch nicht störend).
Der Samstag früh hat – wie jeder Morgen - mit starkem Schneefall und Wind begonnen, das legte sich aber
bald wieder und dann war es zwar noch kalt, aber nicht extrem. Die Halbmarathon-Strecke führte – hauptsächlich auf Geh- und Radwegen - vom Zentrum zum Flughafen und retour. Tschitschi hat
diese Strecke beim Midsummer-Marathon als öde bezeichnet – das kann ich nachvollziehen. Jetzt im Winter durch Schnee und Polarnacht war es aber sehr idyllisch und ich war hingerissen von
der Strecke. Sie haben sogar am Rand der Strecke Fackeln in den Schnee platziert; die Lichtverhältnisse waren aber dank Straßenlaternen und Hausbeleuchtungen sehr gut. Einige wenige
hatten Stirnlampen – das war überflüssiger Luxus. Die Strecke war gut abgesichert und gerade in Flughafennähe gab es längere Autokolonnen, weil die Läufer gequert haben. Zuschauer waren
rar gesät; das hat mich aber gar nicht gestört – ich habe die Stimmung aufgesogen. Das vereinzelte Anfeuern empfand ich – trotz Anerkennens der Bemühungen - sogar als rauh und
wikingerhaft hart.
Neben Halbmarathon (Start um 15:00) gab es noch einen 10 km-Lauf (15:15) und 5 km-Lauf (15:20), die 5
bzw. 2,5 km hin und retour liefen. Verpflegung gab es alle 5 km und im Ziel (dazu kann ich nicht viel sagen, ich habe im Ziel bloß einen warmen Saft getrunken, den ich aber noch stark
verdünnen musste und bin dann zurück ins Hotel).
Anmeldung und Startnummernabholung war reibungslos, nur beim offiziellen Lauf-Shirt-Verkaufsstand war
hoher Andrang.
Und bei der Siegerehrung habe ich dann auch den legendären Walter H. kennengelernt – Jean-Marie hat mir
im Vorfeld von ihm erzählt; damit war ein zusätzlicher wichtiger Punkt abgehakt. Walter war von seinen Trailschuhen überzeugt (sie hatten kein Stollenprofil). Es gab nur ein paar eisige
Stellen, aber ansonsten perfekter Grip. Der Veranstalter hat ja dem Thema Wetterbedingungen viel Platz eingeräumt; anlässlich der Startnummernausgabe gab es eine kurze Vortragseinheit zu
Laufen bei Kälte. In der Broschüre (durchgehend norwegisch und englisch!) gab es viele Ausrüstungstipps. Das machte mich hellhörig, aber in dieser Hinsicht war es letztendlich nur ein
Winterlauf wie jeder andere.
Beim Halbmarathon waren 943 Starter, die 3 Stunden maximale Laufdauer durchaus großzügig – die
äußeren Bedingungen und die Jahreszeit sind eigentlich nicht bestzeitenideal; aber die Siegerzeiten (1:14 bzw. 1:23) zeigen, dass es doch schnelle Finisher gibt. Mit meiner Zeit
(5:00-Tempo) bin ich zufrieden; etwas schneller wäre unnötige Quälerei gewesen. Erst 6 km vor dem Ziel habe ich dann eine Gruppe Mädels eingeholt und überholt, die vom Start weg locker
plaudernd unterwegs waren. Das hat mir gezeigt, wo ich derzeit läuferisch stehe. 🤔
Ein kleines Detail noch: Seit heuer bin ich in der AK 60; da ich aber noch länger nicht 60 bin, fühle ich
mich etwas seltsam. Hier gab es die Alterklasse 55-64 - das hat mir zugesagt.
Fazit: Ein Lauf, bei dem man mal dabei gewesen sein soll. Die Vorfreude war groß und hat sich auch
bestätigt. 😊
Wir gratulieren zu dem tollen Lauf, der mit dem 23. Gesamtrang der Frauen und dem überlegenen
Klassensieg belohnt wurde! 👍